27.11.2017, What makes our probability waves collapse?, Dokzaal, Amsterdam, NL

Die Lecture Performance, basierend auf der Wellen-Teilchen Dualität und dem Doppelspaltexperiment, befasst sich mit dem engen und gleichzeitig fragilen Konzept von Identität. Mein Körper wurde zum Bildschirm für das Interferenzmuster des Doppelspaltexperiments, zum Empfänger der Festlegung, wenn die Wahrscheinlichkeit zur Gewissheit werden muss.
“Ich werde durch Erregung und Stimulation ausgestrahlt. Wenn ich gehe, fällt die Erregung ab. Ich bin Energie mit maximaler Geschwindigkeit. Ich gebe niemals meine Position und meinen Impuls zur gleichen Zeit preis. Ich bin kohärent mit meinen Geschwistern. Wir sind alle von der gleichen Farbe. Nach der Geburt werden wir auf eine Weggabelung geschickt, die uns zwei Möglichkeiten bietet. Es wird von uns erwartet, dass wir eine Entscheidung treffen. Wenn niemand hinsieht, werden wir die Entscheidung vermeiden und beide Wege gleichzeitig gehen. Nach dem Passieren der Weggabelung werde ich mich mit mir selbst auseinandersetzen und meine Laufrichtung entsprechend ändern. Meine Geschwister werden dasselbe tun. Unsere neuen Reiserichtungen sind statistisch gesehen zusammenhängend, obwohl wir alle unsere Wege individuell wählen werden. Wenn die Gabelung jedoch beobachtet wird und wir verraten müssen, welchen Weg wir einschlagen, können wir nur einen durchlaufen. Unsere Wahrscheinlichkeitswellen kollabieren und die Wahl reduziert sich darauf, der einen oder der anderen Richtung zu folgen. Doch sobald wir nicht mehr unter Beobachtung stehen, befreien wir uns von den aufgezwungenen Identitäten und gewinnen unsere ungewisse Natur zurück. Ich entstehe nur, wenn ich beobachtet werde. Ich könnte überall sein. Doch bestimmte Orte sind wahrscheinlicher als andere.”

Die Präsentation fand im Rahmen meines Master Studiums am Dutch Art Institute statt.

What makes our probability waves collapse?, © Jasmin Schädler © Jasmin Schädler

 

17.11.2017, Fahr mit uns zu Linda, MDR

Eine Familiengeschichte über Tod und den Versuch das Leben in Diamanten zu verewigen.
Eines Nachts taucht Richard mit dem Auto der Eltern bei seiner Schwester Linda auf. Ihre Eltern haben das Auto für eine Reise präpariert und sich auf dem Rücksitz das Leben genommen. Die Geschwister suchen im Auto nach einer Erklärung bis sie eine Abschiedsbotschaft finden. Die Nacht vor Lindas Haus ist durchsetzt mit Momenten aus den letzten Stunden der Eltern, die vor allem Aufschluss über die Familiensituation geben.
 
Mit Verena Buss, Tobias Hübsch, Jürgen Lingmann, Christiane Nothofer
 
Regie & Drehbuch: Jasmin Schädler
Schnitt: Janina Kaltenböck
Kamera: Max Christmann
Szenenbild & Kostüm: Mariam Haas
Produktion: Edgar Derzian & Tobias Hollmann

In Kooperation mit der Filmakademie Baden-Württemberg und der Akademie für Darstellende Kunst Baden- Württemberg.

Fahr mit uns zu Linda, © Max Christmann Fahr mit uns zu Linda, © Max Christmann © Max Christmann

29.10.2017, dancing the apocalypse, Schauspiel, Stuttgart, DE

Ich sage man muss Seher sein, muss sich sehend machen. Sehend macht sich der Dichter durch eine lange, unermessliche und planmäßige Ausschweifung aller Sinne, aller Formen der Liebe, der Qual, des Wahnsinns; er sucht eigens, er erschöpft an sich alle Gifte, um nur ihre Quintessenz zu bewahren. Unsägliche Tortur, für die er allen Glauben braucht, alle übermenschliche Kraft, bei der er unter allen der große Kranke wird, der große Verbrecher, der große Verdammte, - und der höchst Wissende! - denn er kommt an im Unbekannten! (Arthur Rimbaud, Seher Brief an Raul Demeny, 1871)

Die Normalität ist zurück. Die Bundestagswahl ist entschieden, Uni und Schule haben wieder angefangen und der Rasen ist gemäht. Die Probleme beschränken sich auf die Wahl der Wassermarke und der Entscheidung was zum Abendmahl gegessen wird. Wäre da nicht die Rote Kuh auf der Grünen Weide. Würde sich da nicht der Himmel verdunkeln, wären da nicht die Anderen. dancing the apocalypse untersucht die Lyrik der Verschwörung und lässt sie auf den Körper wirken. dancing the apocalypse macht sehend.

Die Performance dancing the apocalypse ist im Rahmen einer Gastarbeiten Residenz am zeitraumexit in Mannheim entstanden.

Ein Projekt von die apokalyptische tänzerin*nen.

In Kooperation mit dem Schauspiel Stuttgart und zeitraumexit.

dancing the apocalypse, © Jochen Gehrung © Jochen Gehrung

 

23.06.2017, Geist || Mutter || Fleisch, Kloster Maria Stern, Augsburg, DE

„Sie wird aber Selig werden durch Kinder zeugen“ 1. Timoteus 2.15
Mit diesem Bibelvers argumentiert Luther gegen das Zölibat und somit gegen die rein geistliche Mutterschaft, wie sie in Klostern praktiziert wird. Bis zur Reformation standen Jungfräulichkeit und Unverheiratet-Sein über Heirat und Fortpflanzung. Geistliche Mutterschaft war für Frauen wie Männer höchste christliche Tugend: sie war vollkommene Caritas. Durch die Reformation wurde die geistliche Mutterschaft abgewertet und die fleischliche aufgewertet.
Im Zentrum der Untersuchung steht Schillers Wallenstein Trilogie. In diesem Werk über den dreißigjährigen Krieg wird die Verunsicherung des Mutterbildes durch die Reformation an Hand der drei Frauenfiguren, Herzogin Elizabeth, ihrer Tochter Thekla und der Tante Gräfin Terzky erzählt. In szenischen Hörspiel Geist || Mutter || Fleisch trifft Schillers Wallenstein Text auf Texte von Luther, Augustinus und die Geschichte von Kloster und Reformation. Der Klostergarten füllt sich mit bildlichen Assoziationen, die das Thema Mutterschaft erweitern und verfremden. Die Zuschauer*innen sind dazu eingeladen während der Aufführung im Kreuzgang des Klosters Maria Stern zu flanieren.
 

Ein Projekt von Johana Gómez und Jasmin Schädler.

 

In Kooperation mit dem Staatstheater Augsburg, dem Kloster Maria Stern und der Akademie für Darstellende Kunst Baden-Württemberg.

Fleisch || Mutter || Geist, © Nik Schölzel © Nik Schölzel

Fleisch || Mutter || Geist, © Nik Schölzel © Nik Schölzel

 

07.-09.02.2017, Gebär(d)en der Mutterliebe, Projektraum Römerstraße Akademie Schloss Solitude, Stuttgart, DE

Die performative Installation erforscht verschiedenen Dimensionen von Mutterschaft. Mutterschaft ist weder ausschließlich die körperliche Fähigkeit, ein Kind zu gebären, noch die Funktion, ein Kind aufzuziehen, noch die exklusive Berufung einer Frau*. Das Thema wird von vielen Ideologien vereinnahmt und oft ausschließlich in Extremen gedacht und diskutiert.
Das Publikum kann die Installation im Projektraum Römerstraße selbstständig begehen und entdecken. Der erste Raum, dem das Publikum auf dem Weg nach oben begegnet, wird von einer Performerin im Fallschirm bespielt – sie kämpft mit den gesellschaftlichen Erwartungen während sie Auszüge aus Angélica Liddells Text Lesiones incompatibles con la vida und Geburts-bezogene Bibelzitate spricht. Im nächsten Stockwerk tritt das Publikum in das Mutterschaftslabor ein, in dem kontinuierlich Milch gekocht wird und eine Forscherin mit dem Lesen und Schreiben über Mutterschaft beschäftigt ist. Ein Bildschirm zeigt Zitate einer Konferenz für Gynäkologie und Geburtshilfe. Von dort aus öffnen sich drei weitere Räume. Der Skiagraphia Raum verwandelte den Schattenwurf der Anwesenden in Klang – eine Annäherung an Ultraschalluntersuchungen im umgekehrten Sinn. In einem weiteren Raum kann eine Wollskulptur, gestrickt von meiner Mutter, begangen werden, die inspiriert vom mathematischen Konzept der Klein’schen Flasche die Frage des Innen und Außen in Bezug auf mütterliches Wissen und Geburt behandelt. Im Dritten Raum sind unsere Mütter in Marienpose als Leuchtbilder zu sehen, ausgestattet mit Kopfhörern über die zu hören ist, wie wir unsere Mütter mit verschiedenen Kosenamen und Abwandlungen von Mama ansprechen.
Begleitend zur Projektrecherche ist ein Blog enstanden, der hier zu finden ist: Schloss Post Gestures of Motherhood
Gebär(d)en der Mutterliebe war ebenfalls im September 2017 im Rahmen des FF*GZ Stuttgart Sommerfests zu sehen,
Im Oktober 2018 war Gebär(d)en der Mutterliebe zum Stadt der Frauen Festivals in Esslingen eingeladen.
 

Ein Projekt von Johana Gómez und Jasmin Schädler.

 

In Kooperation mit der Akademie Schloss Solitude und der Akademie für Darstellende Kunst Baden-Württemberg.

Gebär\(d\)en der Mutterliebe, © Johana Gómez & Jasmin Schädler © Johana Gómez & Jasmin Schädler

Gebär\(d\)en der Mutterliebe, © Steven Schulz © Steven Schulz

 

24.02.- 31.03.2017, Noch nicht und schon nicht mehr, Nordlabor Schauspiel, Stuttgart, DE

Noch nicht und schon nicht mehr, der Titel der Installation, ist ein Zitat aus Brechts Stück Der Untergang des Egoisten Johann Fatzer. Die Installation, eine Auftragsarbeit für das Schauspiel Stuttgart, beschäftigt sich mit dem Konflikt zwischen Individualität und Wohlstand. Neben Brechts Stück war Oscar Wildes Text Der Sozialismus und die Seele des Menschen eine wichtige Inspiration.
Die Installation besteht aus vier Teilen. Die Privateigentumswaage, eine Arduino gesteuerte Digitalwaage, bittet die Nutzer*innen ihren Geldbeutel zu wiegen und zeigt anstelle des Gewichts ein dem Gewicht entsprechendes Zitat aus den oben genannten Texten an. Der Besitzentwertungsautomat verwandelt Geld in etwas fast nutzloses – einen Kaugummi, der schon nach wenigen Sekunden den Geschmack verliert. Das Relikt der Geldverbrennung ist ein ausgedienter Glücksspielautomat der sich durch einen Kurzschluss versucht hat selbst zu vernichten und nun Einblicke in sein Inneres gewährt. Die Treppe der Rose reagiert auf die auf ihr begangenen Schritte mit guten Ratschlägen von Oscar Wilde: Eine rote Rose ist nicht selbstsüchtig, weil sie eine rote Rose sein will. Sie wäre furchtbar selbstsüchtig, wenn sie verlangte, alle anderen Blumen im Garten sollten rot und Rosen sein.
 
In Kooperation mit dem Nordlabor des Schauspiel Stuttgart.

Noch nicht und schon nicht mehr, © Jasmin Schädler © Jasmin Schädler

 

16.-19.02.2017, The (un)importance of being I, Akademie Schloss Solitude, Stuttgart, DE

Das Projekt The (un-)importance of being I basiert auf einem autobiografischen Experiment aus dem Jahr 2014. Johana Gómez lebte für drei Wochen mein Leben.
Die Arbeit bewegt sich um die Frage „Bin ich ersetzbar?“ und untersucht die Beziehung zwischen äußeren und persönlichen Einflüssen auf eine Biografie. Johana übernahm den Teil meines Lebens, der übergeben werden kann: Name, Familie, Freund*innen, Studium, Email Accounts, Mobiltelefon, Kleidung, Personalausweis, Geld. Bevor ich mein Leben zurückgelassen habe, war sie einen Tag lang mein Schatten, um zu verstehen wie ich alltägliche Dinge ausführe - wie ich dusche, auf die Toilette gehe, mich anziehe, meine Zähne putze.
Während des Experiments war ich in Russland ohne Identität, abgeschnitten von meinem Leben in Deutschland. Wir haben eine Uniform ganz in schwarz ausgewählt, die ich während dieser Zeit getragen habe. Für mich dauerte das Experiment zwei Monate lang an, weil das Semester in Sankt Petersburg vor dem Semester in Ludwigsburg begann.
Die Installation basiert auf unseren Tagebüchern und Erfahrungen dieser Zeit. Eine Computerstimme spricht Auszüge aus unseren Tagebüchern, hörbar und somit auch sichtbar in mit Wasser gefüllten Lautsprechern. Eine Wachsskulptur geformt aus Gipsabdrücken meines Körpers, schmilzt kontinuierlich und Postkarten mit zwei unterschiedlichen Bildern, aber derselben Unterschrift bedecken die Wand. Der Prozess des Schmelzens aus den ersten beiden Ausstellungen ist auf einem Display zu sehen.
 

Ein Projekt von Johana Gómez und Jasmin Schädler.

 

In Kooperation mit der Akademie Schloss Solitude und der Akademie für Darstellende Kunst Baden-Württemberg.

The \(un-\)importance of being I